Aktuelle Seite: Startseite Aktuelles Statt üblichem „Dornröschenschlaf“ zum Jahresbeginn großes Hup-/Sierenkonzert im ansonsten beschaulichen Dornumersiel
Gemeinsamer lautstarker Protest von örtlichen Fischereibetrieben sowie rund 600 Landwirten, Gastronomen und Handwerks- sowie Speditionsbetrieben mit über 300 Fahrzeugen auf dem Hafengelände -
Dornumersiel: Die hiesigen Küstenfischer haben sich mit den Protesten von Bauern und Unternehmern gegen Kürzungspläne der Bundesregierung solidarisch erklärt. Zu einer gemeinsamen Kundgebung im Hafen von Dornumersiel (Landkreis Aurich) kamen am Montagnachmittag rund 600 Teilnehmer friedlich aber lautstark zusammen, wie uns eine Sprecherin der Polizei mitteilte. Darunter waren neben vielen Landwirten mit Treckern, Lohnunternehmer, Gastronomen sowie Handwerks-/Speditionsbetriebe und natürlich auch zahlreiche Fischer mit ihren Kuttern. Während die Landwirte und LKW-Fahrer zu Beginn der Veranstaltung um 14.00 Uhr mit einem Hupkonzert ihrem Unmut Luft machten, zündeten Fischer auf mehreren Kuttern rote Leuchtsignale als Zeichen des Protests an.
Geschrieben Claas Wiard Wilken
Auch die Fischer richten sich mit ihrem Protest gegen geplante (unfaire) Subventionskürzungen der Bundesregierung. Die Ampel-Koalition hatte kürzlich angekündigt, zwar die Streichung der KfZ-Steuer (grüne Kennzeichen) im Agrarbereich zurückzunehmen. Die Fischerei an den den deutschen Küsten fürchtet nun allerdings, dass diese Einsparungen mit Mitteln finanziert werden sollen, die ursprünglich als Strukturhilfen für die ortsbildprägende und touristisch wertvolle Hafenbranche vorgesehen waren.
Laut Dirk Sanders vom Verband Deutscher Kutter- und Küstenfischer geht es dabei um Ausgleichszahlungen, die gemäß Windenergie-auf-See-Gesetz aus der Auktion von Nordsee- und Ostsee-Flächen für den Ausbau der Offshore-Windkraft stammen. Fünf Prozent dieser Versteigerungserlöse sollten als Strukturhilfen an die Fischerei fließen. Nach seiner heutigen Aussage soll diese Summe um rund 80 Prozent gekürzt werden - von ehemals rund 670 Millionen Euro sollen nach neuen Plänen der Ampel-Regierung nur noch rund 130 Millionen übrigbleiben.
Dirk Sander, kritisierte diese Pläne heute in Dornumersiel scharf, zumal die Hiobsbotschaft quasi aus dem Nichts kam, da die Bundesregierung zu keiner Zeit vorher das Gespräch mit den Fischern gesucht hatte. "Sowas ist unanständig und nicht kampflos hinzunehmen, so kann man doch mit fleißigen Fischern, die in Generationen denken und massive Einschnitte bei den Fanggebieten erlebt haben, nicht umgehen", sagte Sander in seiner auf Plattdeutsch gehaltenen Rede. Zu einer Spaltung des Protestes werde es zwischen der Landwirtschaft und Fischerei aber nicht kommen. "Wir stehen hier und heute ganz bewusst geschlossen beieinander."
An die anwesende Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (MdB der SPD im Wahlkreis WTM/FRI/WHV) und die Bundesregierung gerichtet rief Sanders zu Gesprächen auf. "Wenn sie nicht zeitnah mit uns sprechen, dann können wir immer noch die drei großen Seehäfen der Nordsee dicht machen - Hamburg, Bremerhaven und Emden", sagte Sander kampfesbereit unter großem Beifall der 600 Teilnehmer. "Das könnten wir auf einen Schlag, so viele Kutter sind wir noch. Die Landwirtschaft mit ihren Traktoren wissen wir in dem Fall landseitig in den 3 Hafenstädten an unserer Seite".
Als weitere Redner waren am heutigen Nachmittag noch Gernold Lengert (Jägerschaft), Holger Heymann (Landrat des Kreis Wittmund), Peter Habbena (BDM), Anne Friesenborg, Dr. Hansjörg Heeren, Tino Meyer (Bauunternehmer), Soenke Baumann (Handwerksbetrieb) und Jens Soeken (LsV Ostfriesland) auf der großen Bühne am Hafen von Dornumersiel zu sehen und hören. Sie alle einte die Meinung, das die „große Politik in Berlin“ die bisherigen Protestaktionen im Vorfeld des 08. Januar 2024 zu unrecht in die rechte Ecke verortet hatte. Zudem sind es mittlerweile nicht mehr nur die Bauern, die auf die Straße, gehen sondern der gesamte Mittelstand im Nordwesten äußert seinen Unmut über die aktuelle Politik. „Ein großes Dankeschön gebührt zum Abschluss auch den vielen Helfern rund um die Veranstaltung die sich u.a. hervorragend um die Bewirtung/Beköstigung der 600 Teilnehmer verdient gemacht haben“, so der Versammlungsleiter Fokko Schumann abschließend. Stellvertretend für viele geht ein Danke, an Schoolmann Veranstaltungstechnik, Fischereiverein Accumersiel, Lohnunternehmen Rabenstein, Familie Keno Appelkamp, Hapa Zelte und Partyservice Campen.